Prüfung

Prüfung allgemein

Detaillierte Regelungen bezüglich Art und Umfang der bei elektrischen Betriebsmitteln, Anlagen und Maschinen anzuwendenden Prüfverfahren sind weder in der Unfallverhütungsvorschrift DGUV Vorschrift 3 (bzw. DGUV Vorschrift 4 für Unternehmen der öffentlichen Hand) noch in den sonstigen für diesen Bereich anzuwendenden Vorschriften enthalten, diese findet man in den „Regeln der Technik“. Als allgemein anerkannte „Regeln der Technik“ werden üblicherweise die Normen des (DIN) VDE sowie der Durchführungsanweisung der DGUV Vorschrift 3 DA angesehen.

Die Prüfung eines elektrischen Betriebsmittels wird im Allgemeinen in die Schritte

  • Sichtprüfung,
  • Messung,
  • Bewertung der Messergebnisse,
  • ggf. Funktionsprüfung,
  • Bewertung der Funktionsprüfung,
  • und Dokumentation
gegliedert. Nur die Einhaltung aller Schritte, einschließlich einer rechtskonformen Dokumentation, erfüllt die Rechtspflicht zur Prüfung von Arbeitsmitteln.


Prüfintervall

Die Betriebssicherheit ist in Unternehmen jeder Zeit zu gewährleisten. Hierfür ist es wichtig, dass zum Einsatz kommende elektrische Betriebsmittel, Anlagen und Maschinen regelmäßig auf ihren ordnungsgemäßen Zustand geprüft werden. Die Prüfung muss daher einmalig vor der ersten Inbetriebnahme durchgeführt werden, bei jeder Wiederinbetriebnahme, z. B. nach einer Änderung oder Instandsetzung, und zusätzlich in bestimmten wiederkehrenden Zeitabständen. Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung (BetrSichV § 3) sollen die zu prüfenden Arbeitsmittel und die Prüffristen für diese Arbeitsmittel, unter Berücksichtigung der Einsatzbedingungen, vom Arbeitgeber in Absprache mit der Befähigten Person (BetrSichV § 14 [2]) festgelegt werden. Das exakte Intervall zur Wiederholungsprüfung nach DGUV Vorschrift 3 und 4 muss durch eine individuelle Gefährdungsbeurteilung zur Prüffristenermittlung bestimmt werden - hierbei spielen unter anderem Faktoren wie Einsatzhäufigkeit, Standort, Gefährdungsgrad, aber auch die Art der Räumlichkeit eine große Rolle.


Prüfung ortsveränderlich

Seit dem 01.02.2021 und dem 01.06.2021 sind die neuen Normen DIN EN 50678 und DIN EN 50699 gültig. Die bislang gültige Norm DIN VDE 0701-0702 wurde in zwei neue Normen aufgetrennt. Wegen unterschiedlicher Anwendungsgebiete wurden die beiden Normteile, auf nationaler Ebene, den europäischen Richtlinien angepasst. Die im Jahre 2008 vereinigte Norm DIN VDE 0701-0702 wird somit wieder aufgehoben.

Aufgrund der Übernahmeverpflichtung europäischer Normen auf nationaler Ebene musste die (nationale) vereinigte Norm aufgrund Widersprüchlichkeit aufgehoben werden. Die Übernahmeverpflichtung erfolgt in allen 34 europäischen Mitgliedsländern, jedoch bleibt die tatsächliche Anwendung der Normen freiwillig. Ziel dieser Maßnahmen ist eine Vereinfachung und Einheitlichkeit hinsichtlich der angewendeten Normen innerhalb des europäischen Binnenmarktes, um damit Handelshemmnisse abzubauen.

Im Rahmen der Erarbeitung durch die in der CENELEC (Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung) gebildeten Gremien wurde die Aufteilung, aufgrund unterschiedlicher Anwendungsbereiche, in zwei Normen vorgesehen:

EN 50678 (DIN VDE 0701) - Prüfungen nach einer Reparatur

EN 50699 (DIN VDE 0702) - Prüfungen anlässlich einer Wiederholungsprüfung

In der Norm wird klar dargestellt, dass alle elektrischen Betriebsmittel zu prüfen sind. Hierzu zählen auch Ölheizgeräte, Gasherde und auch Gasthermen, jedoch nur die, die eine elektrische Ausrüstung besitzen (Zündeinheit, usw.) Für Betriebsmittel, die bspw. im medizinischen Bereich, dem Bergbau oder auch dem Ex-Bereich eingesetzt werden, ist weder die alte noch die neue Norm ausreichend. Für die Prüfung solcher Geräte müssen spezielle Gesetze, Verordnung und Normen herangezogen werden. In den Abschnitten 5.2. bis 5.10. der Norm ist die Reihenfolge der an den Betriebsmitteln durchzuführenden Einzelprüfungen klar vorgegeben und muss auch von dem Prüfer entsprechend umgesetzt werden. Sollte eine der Prüfungen nicht möglich sein, so darf der Prüfer entscheiden, ob diese entfallen darf, dies muss jedoch begründet und klar dokumentiert werden. Sind bei der Prüfung Mängel am Betriebsmittel festgestellt worden, so ist das Gerät unverzüglich der weiteren Benutzung zu entziehen und deutlich zu kennzeichnen. Im Weiteren ist der Betreiber zu informieren.


Prüfung ortsfeste Anlagen und Maschinen

Wird eine neue elektrische Anlage vor der Inbetriebnahme erstmalig geprüft, wird die DIN VDE 0100-600 angewendet, bei Widerholungsprüfungen kommt die DIN VDE 0105-100 zum Tragen.


Übersicht der wichtigsten Normen

DIN VDE 0701-0702; Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte - Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte - Allgemeine Anforderungen für die elektrische Sicherheit (diese Norm befindet sich in der Übergangsfrist. Sie darf anstatt der VDE 0701 noch bis zum 16.12.2022 angewendet werden, anstatt der VDE 0702 noch bis zum 21.09.2023)

(DIN EN 50678) VDE 0701 - Allgemeines Verfahren zur Überprüfung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen von Elektrogeräten nach Reparatur

Am 01.02.2021 trat die DIN EN 50678 (VDE0701):2021-02 „Allgemeines Verfahren zur Überprüfung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen von Elektrogeräten nach der Reparatur“ in Kraft. Entstanden ist die neue VDE 0701 durch die Aufspaltung der alten DIN VDE 0701-0702 „Prüfung nach Instandsetzung, Änderung elektrischer Geräte – Wiederholungsprüfung elektrischer Geräte“ in zwei Teile.

Diese Norm beschreibt Prüfverfahren, um die Wirksamkeit der grundlegenden Schutzmaßnahmen für elektrische Geräte nach einer Reparatur nachzuweisen und somit die Sicherheit von Personen zu gewährleisten, die Reparaturen an elektrischen Geräten durchführen, sowie von Personen, die reparierte Geräte verwenden. Die Anforderungen der neuen Norm zielen also darauf ab, dass die wesentlichen Schutzmaßnahmen auch nach der Reparatur eines Gerätes funktionieren.

Diese Norm gilt für Geräte, die über einen Stecker, oder die fest an Endstromkreise, mit einer Bemessungsspannung von mehr als 25 V AC / 60 V DC und bis 1.000 V AC / 1.500 V DC und Strömen bis zu 63 A, angeschlossen sind. Diese Norm gilt für alle elektrischen Geräte mit Ausnahme von: Typprüfungen, Routineprüfungen, Abnahmeprüfungen für Produktsicherheitsanforderungen; Geräte und Betriebsmittel, die Bestandteil der festen elektrischen Installation sind; Audio- / Video-, Informations- und Kommunikationstechnikausrüstung; Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV); Ladestationen für die Elektromobilität; Netzteile; Programmierbare Logik-Controller (SPS); Antriebe; Geräte für EX-Zonen oder für Bergbauanwendungen im Allgemeinen; Lichtbogenschweißgeräte nach IEC 60974-1 (durch IEC 60974-4 abgedeckt); Produkt, die bereits durch Normen abgedeckt sind und sich auf ähnliche Themen beziehen, z.B. medizinische Geräte, die unter IEC 60601-1 fallen (durch IECV 62353 abgedeckt)

  • Anwendungsbeginn für die von CENELEC am 16.12.2019 angenommene Europäische Norm als DIN-Norm ist der 01.02.2021 > für die DIN VDE 0701-0702 (VDE 0701-0702):2008-06 besteht eine Übergangsfrist bis 16.12.2022
(DIN EN 50699) VDE 0702 - Wiederholungsprüfungen für elektrische Geräte

Die neue Norm DIN EN 50699 (0702):2021-06 ist ab dem 01.06.2021 gültig. Der offizielle Titel lautet: „Wiederholungsprüfung für elektrische Geräte“. Dieses Dokument legt die Anforderungen an die Prüfverfahren fest, die anlässlich einer wiederkehrenden Prüfung elektrischer Verbrauchsmittel und Geräte zur Überprüfung der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen auf Einhaltung der zulässigen Grenzwerte anzuwenden sind. Diese Norm gilt für Geräte, die über einen Stecker, oder die fest an Endstromkreise, mit einer Bemessungsspannung von mehr als 25 V AC / 60 V DC und bis 1.000 V AC / 1.500 V DC und Strömen bis zu 63 A, angeschlossen sind. Diese Norm gilt für alle elektrischen Geräte mit Ausnahme von: Prüfung und Reparatur definiert in DIN EN 50678 (VDE 0701); Typprüfungen, Stückprüfungen, Stichprobenprüfungen, Sonderprüfungen, Abnahmeprüfungen für Produktsicherheitsanforderungen und Produktfunktionsanforderungen; Geräte für EX-Zonen oder für Bergbauanwendungen im Allgemeinen; Produkt, die bereits durch Normen abgedeckt sind und sich auf ähnliche Themen beziehen, z.B. medizinische Geräte, die unter IEC 60601-1 fallen (durch IEC 62353 abgedeckt); Lichtbogenschweißgeräte nach IEC 60974-1 (durch IEC 60974-4 abgedeckt); Leistungsantriebe; Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV); Ladestationen für die Elektromobilität; Programmierbare Logik-Controller (SPS)

(DIN EN 62353) VDE 0751; Instandsetzung, Änderung und Prüfung medizinischer elektrischer Geräte

(DIN EN 60974-4) VDE 0544-4; Wiederholungsprüfungen an Lichtbogenschweißeinrichtungen

Zu beachten sind - infolge der unvermeidlichen Überschneidungen der Geltungsbereiche - gegebenenfalls auch

DIN VDE 0105-100; Betrieb elektrischer Anlagen

(DIN EN 60204-1) VDE 0113-1; Elektrische Ausrüstungen von Maschinen und (DIN EN 61439-Reihe) VDE 0660-600-Reihe; Schaltgerätekombinationen

Mithilfe der Prüfung soll sichergestellt werden, dass die im Unternehmen eingesetzten Elektrogeräte, Anlagen und Maschinen jederzeit ordnungsgemäß und fehlerfrei funktionieren. Über eine Sicht- und Funktionsprüfung und unterschiedliche elektrische Messungen wird hierbei der Zustand des jeweiligen Betriebsmittels, dessen Funktionsfähigkeit sowie der Schutz gegen Brand oder Stromschlag überprüft.

Facts: Der einwandfreie Zustand eines Arbeitsmittels schützt nicht nur die Mitarbeiter vor Verletzungen und die Verantwortlichen vor eventuellen Haftungsansprüchen, sondern auch die Anlagen und Maschinen. Mängel und Beschädigungen, die früher oder später zu einem eventuellen Ausfall führen könnten, können im Rahmen der Prüfung frühzeitig entdeckt und behoben werden.